VON DEUTSCHER TENNIS BUND 20. 4. 2017.
Quelle: http://www.dtb-tennis.de/Tennis-National/News/Jasmin-Woehr-Barbara-Rittner-ist-mein-Vorbild
Jasmin Wöhr gehört seit kurzem zum Team der DTB-Bundestrainer. Die 36-Jährige betreut am Bundesstützpunkt in Stuttgart-Stammheim talentierte Juniorinnen. Im Interview spricht die ehemalige Profispielerin über ihre neue Aufgabe, ihre Philosophie als Trainerin und über die Zusammenarbeit mit Barbara Rittner.
Frau Wöhr, Sie kümmern sich als neue DTB-Bundestrainerin um den deutschen Nachwuchs. Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Mein Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit unseren Juniorinnen zwischen zwölf und 18 Jahren. Das umfasst die Planung und Durchführung von Lehrgängen am Bundesstützpunkt in Stuttgart-Stammheim, aber auch die individuelle Betreuung bei Turnieren. Das alles findet im stetigen Austausch mit den anderen Bundestrainern Barbara Rittner und Dirk Dier sowie Ute Strakerjahn (DTB-Honorar-Bundestrainerin am Stützpunkt in Kamen, Anm. DTB) statt.
Welche Spielerinnen betreuen Sie?
Leider ist es aufgrund der schulischen Verpflichtungen gerade bei den ganz jungen Mädchen nicht möglich, einen festen Kreis an Spielerinnen in Vollzeit am Stützpunkt zusammenzuziehen. Mit vielen arbeite ich vor allem bei Lehrgängen, von denen zu Anfang des Jahres mehrere stattfanden. In den letzten Wochen waren einige unserer besten Spielerinnen aus den verschiedenen Jahrgängen zum Training in Stuttgart-Stammheim. Shaline-Doreen Pipa, Luisa Meyer auf der Heide oder Kathleen Kanev, um nur ein paar zu nennen.
Arbeiten Sie auch mit dem Porsche Talent Team Deutschland?
Ja. Aus dem Porsche Talent Team Deutschland betreue ich zeitweise Lena Rüffer und Irina Cantos Siemers. Lena kommt häufig nach Stuttgart, sie hat sich den Stützpunkt neben ihrer Heimat Berlin als zweiten Trainingsstandort ausgesucht. Irina hat ihre Basis an der Akademie von Nick Bollettieri in Florida. Wenn sie in Europa spielt, dann fahre ich mit ihr zu ITF-Jugendturnieren. Gerade im Sommer bin ich viel unterwegs.
Wie verlief bei Ihnen der Übergang von der Profispielerin zur Trainerin?
Wenn ich etwas mache, dann mit Herz und Seele. Daher habe ich nach dem Ende meiner Laufbahn als Tennisprofi einen klaren Schnitt gemacht, mit der Trainerausbildung angefangen und die Prüfung zur A-Trainerin ein Jahr später abgelegt. Dazu geraten hatte mir Barbara Rittner, die für mich ein Vorbild und auch eine tolle Ratgeberin ist.
Wie kam es dazu?
Ich hatte mich bei meinem letzten Turnier als Spielerin – den French Open 2012 – mit ihr zusammengesetzt, um mir Tipps für meine Trainerkarriere zu holen. Damals meinte sie schon, dass sie zukünftig vielleicht mal die eine oder andere Aufgabe für mich hätte und dass daraus eventuell eine intensivere Zusammenarbeit entstehen könnte. Genau so kam es. Heute bin ich sehr zufrieden und dankbar, dass die Zusammenarbeit so toll klappt und sie immer als Ansprechpartnerin bereitsteht.
Was imponiert Ihnen an der Trainerin Barbara Rittner?
Ihre Energie, Souveränität, Professionalität und natürlich auch die vielen Erfolge, die sie vorzuweisen hat. Seit Barbara als Teamchefin und Bundestrainerin tätig ist, geht es für das deutsche Damentennis bergauf. Sie hat einen sehr großen Anteil daran.
Sie haben im Fed Cup zusammen Doppel gespielt. Ist es ein besonderes Gefühl, nun auf ganz anderer Ebene zusammenzuarbeiten?
Es ist ein Supergefühl! So etwas schweißt zusammen und man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann.
Was würde die heutige Trainerin Jasmin Wöhr über die frühere Spielerin Jasmin Wöhr sagen? Welche Tipps würde sie ihr geben?
Ich war vom Typ her eine vielseitige Spielerin mit gutem Ballgefühl. Was gefehlt hat, waren mehr Beschleunigung und Power in meinem Spiel. Ich würde nach heutigem Stand die Trainingsschwerpunkte anders setzen und auch technisch das ein oder andere anders machen. Als Trainerin sieht man vieles aus einem anderen Blickwinkel. Außerdem hätte ich ein bisschen eigenwilliger und selbstbewusster auftreten müssen, um auch im Einzel erfolgreicher zu sein. Ich war immer eher ein Teamplayer und habe es geliebt mit anderen in einer Mannschaft, wie zum Beispiel dem Fed Cup Team für Deutschland zu spielen. Deshalb lief es bei mir auch im Doppel immer besser. Für die Einzelkarriere hätte ich von Anfang an mehr Härte gebraucht.
Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise als Coach?
Ich bin engagiert, strukturiert und auch sehr akribisch. Ich glaube an harte Arbeit und an eine gute Einstellung. Auch wenn ein Spieler einige Schwachstellen hat, so bin ich überzeugt, dass man mit einem starken Willen sehr weit kommen kann. Fleiß wird belohnt. Mit mir kann man auf und außerhalb des Platzes Spaß haben, ich kann aber auch streng sein. Ich bin mit viel Emotion und Herzblut bei der Sache. Ich bin generell sehr ehrgeizig und eine schlechte Verliererin.
Am 22. und 23. April spielt das Porsche Team Deutschland im Fed Cup gegen die Ukraine. Welche Erinnerungen haben Sie an die eigenen Spiele in der Nationalmannschaft?
Ich habe immer sehr gerne für mein Land gespielt und es war für mich stets eine große Ehre. Den Sprung ins Fed Cup Team zu schaffen, war immer mein Ziel. Meine vier Teilnahmen waren Erlebnisse, die ich nie vergessen werde.
Werden Sie im April mit den Nachwuchsspielerinnen in der Porsche-Arena vorbeischauen?
Geplant ist das in jedem Fall. Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappt und wir vor Ort die Möglichkeit haben, mit den jüngeren Mädels die Matches zu verfolgen und das deutsche Team anzufeuern.
Haben Sie noch Kontakt zu früheren Fed Cup-Kolleginnen?
Ja, hin und wieder. Manche spielen noch auf der Tour, wie Andrea Petkovic, Sabine Lisicki, Jule Görges oder Angelique Kerber. Auch wenn wir nicht regelmäßig Kontakt haben, ist es immer nett, wenn wir uns sehen und quatschen. Ich verfolge natürlich die Ergebnisse unserer deutschen Spielerinnen. Auch mit Anna-Lena Grönefeld trinke ich gerne einen Kaffee, wenn man sich sieht, und spreche über alte Zeiten und über das, was noch kommt.
Sie sind nebenbei als Webdesignerin tätig, haben die Internetauftritte von Anna-Lena Grönefeld oder Michael Berrer gestaltet. Wie kam es dazu?
Das habe ich schon während meiner aktiven Zeit auf der Tour begonnen. Ich wollte etwas für den Kopf tun und das war für mich ein schöner Ausgleich. Ich mag Design und liebe Fotografie, da hat das gut zusammengepasst. Durch das Coaching hat sich diese Arbeit aber etwas reduziert, ich betreue mittlerweile nur noch einige ausgewählte Webseiten.
Foto: © Archiv
DTB
Neueste Artikel von DTB (alle ansehen)
- DTB Trainer Award 2020: Jasmin Wöhr ausgezeichnet - 7. August 2020
- DTB-Nachwuchstalente trainieren im Hotel Tannenhof - 16. Oktober 2017
- Hobgarski siegt in Aschaffenburg - 24. Juli 2017